Heute habe ich ein superlanges und vor allem sehr interessantes Interview für Euch. Nachdem ich für die Fotografin und Buchautorin Jana Mänz schon öfter eine Fotobuch-Rezension schreiben durfte, freue ich mich, dass sie heute bei foto-paletti mein Interview-Gast ist. Und das zusammen mit Beatrix Rautenberg, freischaffende Künstlerin aus München. Die beiden bieten seit Neuestem auch gemeinsam ganz besondere Fotokurse an, aber jetzt lasse ich die beiden am besten selbst zu Wort kommen…. Viel Spaß beim Lesen!
Bitte stellt euch kurz vor, wie seid ihr zur Fotografie gekommen?
Jana: Liebe Nora, ersteinmal vielen Dank für die Einladung zu einem Interview. Wir kennen uns ja schon recht lange über unsere Blogs. Wer mich noch nicht kennt, ich heiße Jana Mänz und arbeite als freiberufliche künstlerische Fotografin und Buchautorin. Fotografiert habe ich schon als Kind, aber so richtig hat es mich erst Mitte der 1990er Jahren während meines Geographie-Studiums und den vielen Exkursionen gepackt. Die Kamera ist nämlich das wichtigste Handwerkszeugs des Geographen.
Bea: Liebe Nora, von mir auch erst einmal ein großes Dankeschön für die Einladung zum gemeinsamen Interview mit Jana. Ich freue mich, dich und deinen Blog auf diesem Wege kennenzulernen! Ich bin freischaffende Künstlerin und gebe in meinem Atelier Kurse mit den Schwerpunkten Fotografie und intuitive Acrylmalerei. Die meisten meiner Workshops sind Wege, um neue Inspiration zu gewinnen und seine eigene Kreativität zu entdecken. Ich habe als Jugendliche viele surrealistisch angehauchte Collagen geklebt und auch viel fotografiert, aber erst durch meinen Blog seit 2008 langsam begonnen, mich intensiver mit Fotografie zu beschäftigen. Studiert habe ich Vergleichende Literaturwissenschaften, mit dem Schwerpunkt Literatur und Film.
Ist die Fotografie zu eurem Haupterwerb geworden bzw. was machst ihr sonst noch, um euren Lebensunterhalt zu bestreiten?
Jana: Fotografieren, schreiben und unterrichten ist meine Passion, so dass ich Vollzeit und darüber hinaus an meinen Projekten und Aufträgen arbeite und auch davon meinen Lebensunterhalt bestreite.
Bea: Bei mir ist es eine Mischung aus dem Verkauf meiner Bilder und der Veranstaltung von Kursen und Workshops (vor Ort und mit Jana gemeinsam auch Online) rund um meine Themen. Zusätzlich möchte ich auch noch mehr schreiben, mal schauen, in welche Richtung das gehen wird… Insgesamt bin ich auf dem Weg vom Neben- zum Haupterwerb.
Ihr habt außer der Fotografie auch ein Faible für das Schreiben von Büchern über Fotografie. Wie bekommt ihr beides unter einen Hut?
Jana: Beides ergänzt sich hervorragend. Das eine geht nicht ohne das andere und beides liebe ich. Beruflich ist es für mich zum Vorteil, da ich mir so weitere Standbeine aufbauen konnte. Es gibt ja nicht so viele Fotografen, die beides gut können: fotografieren und schreiben. Ich habe zudem die Gabe, mich für vieles begeistern zu können und bin sehr vielfältig interessiert, probiere sehr viel aus.
Bea: Bisher habe ich nur bei Janas Buchprojekten als Gastautorin mitgewirkt. Ich schreibe sehr gerne und habe viel über meinen ehemaligen Blog “Demoiselle Libellule” dazugelernt. Auch das Verfassen von unserem gemeinsamen Online-Fotografiekurs “PhotoZen” hat mir viel Freude bereitet.
Wie würdest du selbst deinen Stil beschreiben?
Jana: Das ist sehr schwierig zu beantworten, da müsste man andere fragen. Persönlich bin ich noch auf der Suche nach meinem ganz eigenen Stil. Ich bin wohl eine ewig Suchende, die auf verschiedenen Wegen zum Ziel kommen möchte und dabei ganz viele Umwege macht. Das ist vielleicht auch gut so, ich würde vielleicht zu bequem werden.
Bea: Fotografisch würde ich meinen Stil als nostalgisch, feminin und zart aber auch ausdrucksstark bezeichnen. Ich arbeite gerne mit Texturen und liebe es, in den Bildern mit Formen und subtilen Farben zu spielen.
Arbeitet ihr bei euren Bildern auch mit Modells, wenn ja, wie findet ihr sie?
Jana: Nein, bisher habe ich noch nicht mit Modellen gearbeitet. Ich mag lieber authentische Menschen und akzeptiere dann auch, dass die Bilder nicht perfekt werden. Ich möchte in Zukunft verstärkt mit Menschen arbeiten, aber das muss sich ergeben, wir müssen uns finden. Die Auswahl über Modelldatenbanken passt nicht zu mir.
Bea: Abgesehen von privaten Shootings und einer sehr schönen Fotosession mit Jana fotografiere ich keine Porträts.
Spielt der Zufall bei euren Arbeiten eine Rolle oder ist alles geplant?
Jana: Beides, da ich fast ausschließlich in der Natur arbeite, ist Wetter und eine besondere Lichtsituation Zufall. Das kann ich nicht planen und bei jedem Shooting, ob reine Naturfotos oder Familienfotos passiert etwas anderes, das ich vorab nicht beeinflussen kann. Aber das ist es auch, was ich besonders liebe: Diesen einen speziellen Moment zu spüren und dann das Glück zu haben, dass ein besonderes Foto entsteht. Gleichzeitig bin ich auch eine Perfektionistin und plane vorab sehr viel. Mittlerweile gehe ich technisch sehr vorbereitet in ein Shooting und prüfe vorab meine Ausrüstung, schreibe ein kleines Drehbuch usw.
Bea: Meine Bilder entstehen sehr intuitiv aus der Situation und meiner persönlichen Stimmung heraus. Ab und zu inszeniere ich auch mal ein Stillleben, aber die meisten Bilder sind in der Natur bei Fotospaziergängen enstanden.
Woher nehmt ihr eure Kreativität und wie findet ihr neue Ideen für die Bildbearbeitung?
Jana: Meine Kreativität wächst aus anderen kreativen Bereichen. Ich lese unwahrscheinlich viel, vor allem Romane. Ich liebe interessant gemachte Filme und Reportagen. Und ich höre viel Musik, vor allem bei meiner Bildbearbeitung. Diese beeinflusst sehr stark, ob das fertige Bild eher dunkel mystisch, melancholisch ist oder eher lichdurchflutet, zart pastellig wird. Ich schaue mir natürlich auch viele andere Fotografien an, um von denen zu lernen, aber der kreative Flow ist eher von Musik, Literatur und langen Spaziergängen in der Natur getragen.
Bea: Ich bin ein sehr visueller Mensch und finde überall Inspiration – sei es in der Natur, in Filmen, in schönen Büchern oder ausländischen Zeitschriften. Aber auch die Musik ist für mich sehr wichtig. Ich merke, dass ich immer wieder Phasen habe, in denen mich eine bestimmte Musik intensiv begleitet. Andere Fotografen schaue ich mir kaum an. Mich inspirieren eher ganz unterschiedliche Künstler, denen ich über Facebook oder Instagram folge.
Welche Aufträge lehnt ihr ab bzw. wo fühlt ihr euch in der Fotografie nicht so zu Hause?
Jana: Am Anfang meiner Freiberuflichkeit war klar, das ich als Fotografin nicht alles anbieten möchte und auch kann. So habe ich mich auf Natur- und Landschaftsfotografie und auf Familien, Kinder- und romantische Paarfotografie spezialisiert. Ich möchte bei meiner Fotografie am liebsten immer draußen und mit natürlichem Licht arbeiten, weil ich hier ganz viel mit dem Licht spielen und sehr kreativ werden kann. Ich fühle mich hier ganz besonders in meinem Element. Gerade in der letzten Zeit habe ich festgestellt, das ich vor allem das Romantische liebe, ob in der Landschaftsfotografie oder in der Paarfotografie. Es macht mich sehr glücklich, die schönen Seiten des Lebens und der Natur darzustellen und fotografisch zu verbinden. Auch unter dem Aspekt, einen Gegensatz zu den Fotografien zu bringen, die Leid, Elend und Zerstörung auf dieser Welt zeigen. Letzteres ist sehr wichtig und möchte es auch negieren, aber für mich persönlich, für meine Seele ist es wichtig, mich auf die schönen Seiten zu konzentrieren und damit auch andere glücklich zu machen.
Bea: Meinen Kunden stelle ich meine eigenen Bilder in Form von einem analogen, auf Büttenpapier gedruckten Katalog zur Verfügung. Aus diesen Motiven können sie sich ihre Lieblingskombination für ihre Wohnung aussuchen. Je nach Kundenwunsch werden die Bilder in der ausgewählten Größe gerahmt, auf Holz aufgezogen oder einfach als Druck auf Büttenpapier vorbereitet. Ansonsten biete ich in Form von Kursen an, dass Kunden ihre eigenen Fotos mit mir gemeinsam auf Holz aufziehen oder im Atelier unter meiner Anleitung ihre eigenen abstrakten intuitiven Acrylbilder malen. Fotoshootings nehme ich in der Regel nicht an, ich sehe mich nicht als Auftragsfotografin im klassischen Sinne. Ich bin froh, dass ich meine Nische im Bereich vom Gestalten und Vermitteln von “Kunst und Photographie” gefunden habe.
Stellt ihr eure Bilder auch in Ausstellungen aus?
Jana: Ja, natürlich. Ich habe eine aktuelle Landschaftsfotografie-Ausstellung unter dem Titel “Rügen, eine Winterreise”. Ich war mehrfach im Winter auf meiner Lieblingsinsel und so ist eine gleichnamige Werkgruppe entstanden, die unter den Thema “Romantik und Freiheit” steht. Wann und wo ich ausstelle, kann man auf meiner Webseite unter Fotoausstellungen nachlesen.
Bea: Ja. Bisher hatte ich eine Einzelausstellung und davor mehrere Ausstellungen mit Künstlergruppen, bei denen ich immer als einzige Fotoarbeiten gezeigt habe. Diese Erfahrungen waren für mich sehr wichtig. Noch habe ich keine neue Ausstellung geplant, allerdings kann man meine Bilder immer in meinem Atelier in München sehen, das auch gleichzeitig meine Galerie ist.
Wie wichtig sind eurer Meinung nach die sozialen Medien im Fotogeschäft – geht es überhaupt noch ohne?
Jana: Ich bin sehr gespalten, was die sozialen Medien betrifft. Ich habe sehr viel ausprobiert und irgendwann festgestellt, dass die Zeit, die ich investiere mir nicht das zurückgibt, was ich mir gewünscht hätte. So habe ich nach vielen Jahren etliche Accounts wie G+, Twitter, Xing, 500px, Flickr und Co gelöscht und bin heute nur noch bei Facebook, Instagram und Pinterest zu finden. Ich bin auf keiner Fotoplattform mehr vertreten und habe mich ebenso von vier Webseiten getrennt, sodass ich mich auf eine einzige konzentrieren kann. Ich möchte die Zeit nicht missen, als ich alles ausprobiert habe und es gab Momente, da hat das richtig viel Spaß gemacht und ich habe sehr viel gelernt. Doch mit der Zeit fühlte es sich eher schwer an und teilweise lähmte mich das alles, so dass ich für mich und meine Gesundheit entschied, radikal zu reduzieren. Es hat meinem geschäftlichen Erfolg keinen Abbruch getan, eher im Gegenteil, ich habe wieder Zeit für kreative Projekte und kann mich viel besser auf das konzentrieren, was ich wirklich möchte. Und erst kürzlich habe ich festgestellt, das es wahrscheinlich auch ohne Facebook gehen würde, da mein Kunden und Fotoschüler entweder über Empfehlung, über meine Webseite oder über meine Bücher kommen und die wenigsten davon bei Facebook eingetragen sind.
Bea: Nachdem ich jahrelang gebloggt habe, bin ich momentan aktiver auf Facebook und Instagram. Allerdings ist meine Erfahrung, dass ich darüber viele meiner Kunden nicht erreiche, da sie sich, ähnlich wie bei Jana, ganz bewusst von den sozialen Medien fernhalten. Aus diesem Grund ist mein Newsletter – meine Atelierpost – wichtig, um mit ihnen in Kontakt zu bleiben. Gut wäre es, häufiger auf ausgewählte Messen und Märkte zu gehen, da man da persönlich neue Kontakte knüpfen kann.
Auf welche fotografischen Herausforderungen freust du dich in Zukunft?
Jana: Auf ganz viele, ich denke, man lernt nie aus und es wird noch viele Projekte geben, in denen ich richtig viel lernen werde. Jede Herausforderung hat seine Zeit. Ich habe ein paar Projekte in der Vorstellung, die aber noch reifen müssen bzw. für die ich mich noch weiter entwickeln muss. Ich bin noch jung (vor allem in meinem Kopf) und kann viel erreichen. Wichtig ist nur, nicht aufzugeben und sich von Misserfolgen unterkriegen zu lassen. Und vor allem gesund zu bleiben…
Bea: Ich würde gerne noch mehr die Fotografie mit andere Techniken verbinden, Richtung Mixed Media Fotografie. Zwar habe ich in diesem Bereich schon einiges ausprobiert, aber noch habe ich dort nicht meinen Stil gefunden. Daher bleibe ich neugierig und bin gespannt, was ich noch alles entdecken werde…
Liebe Jana, liebe Bea, ich danke Euch sehr für das ausführliche und authentische Interview und wünsche Euch auch weiterhin viel Erfolg bei Eurer Arbeit!
Und zu guter Letzt haben die beiden für Euch eine Ausgabe ihres Kalenders zur Verfügung gestellt, den ihr hier auf foto-paletti.de gewinnen könnt. Der A5 Fotografie-Monatsplaner ist Kalender, Planer und Notizbuch in einem und sieht meiner Meinung nach einfach genial aus – sehr schick und zugleich funktional, mit vielen kreativen Fotoübungen das ganze Jahr durch.
Hier eine kleine Kostprobe:
Mehr Details könnt Ihr auch im Shop erfahren.
Alles, was ihr tun müsst, um diesen Kalender zu gewinnen, ist bis einschließlich zum 16.12.2015 einen Kommentar unter diesem Artikel zu hinterlassen. Viel Glück!
Ich finde es immer bewundernswert, wenn sich jemandn traut, seinen kreativen Neigungen nachzugehen. Diese mutigen Menschen trauen sich, eventuelle finanzielle Durststrecken in Kauf zu nehmen und gehorchen ihrer inneren Stimme. Und das in unserer zunehmend kommerzialisierten Welt, wo nur noch der Dollar zählt. Toll! Ich wünsche euch viel Erfolg!
Finde ich übrigens auch!
Mal eine andere Sicht auf die Dinge. Gefühl triff Können. Eine sehr gelungene Mischung! Prima wenn sich jemand traut seinen Weg zu leben! Hochachtung!
Über so viel Zuspruch werden sich die beiden sicher freuen! Danke!
hallo meine liebe!
das ist ja ein tolles portrait der beiden fotografinnen, hab jetzt gerne gelesen! Ich kann ihren Weg gut nachvollziehen, ich war auch ursprünglich Lehrerin, danach Shiatsupraktikerin und Doula und habe erst nach und nach erkannt, dass es die Fotografie ist, die mich erfüllt. Mal schauen, ob bzw. wenn ja – was noch kommt!
Bei der Verlosung versuche ich gerne mein Glück – danke für die Einladung dazu! :)
Ganz liebe Grüße!
Nora
Freut mich, dass dir das Interview gefallen hat. Schön, dass du nach einigen Anläufen „dein Ding“ gefunden hast…
Oh, na da hüpfe ich natürlich gerne in den Lostopf :-)
Liebe Nora,
ich habe übrigens auch eine erfreuliche Nachrricht für dich: du hast bei dem Türchen #20 (Ackermann-Schmuck) des Weihnachts-Vorfreude-Kalenders gewonnen. Bitte melde dich bis zum 19. Dez. bei mir. Der Vorfreude-Kalender wird übrigens bis zum 6.Dez. verlängert und ich drücke dir die Daumen falls du noch bei weiteren Türchen dein Glück versuchst. Unter all meinen Facebook-Fans (bis 13. Dez) wird übrigens ein 50€ DaWanda-Gutschein verlost – einlösbar in allen DaWanda-Shops.
LG Angela
Hallo Nora,Danke für das ausführliche Interview. Jana habe ich mal über eines Ihrer Projekte auf Google gefunden, bei dem ich selbst mitgemacht hatte. Dann habe ich fast alle Ihre Bücher gekauft, weil ich Ihre Herangehensweise angenehm angenehm anders als in anderen Fotobüchern empfand. Heute folge ich Jana u. Bea auf Instagramm. An der Verlosung beteilige ich mich nicht, da ich mir den Kalender schon gekauft habe. Es lohnt sich.
Das kann ich nur bestätigen. Danke für deinen Kommentar!
Sehr interessantes und gelungenes Interview!
Grüße,
Foto UNICO
Danke Gernot!
sehr schönes interview und in der tat – wundervoller kalender! ich habe auch zwei bücher von jana zuhause und kenne sie noch von früher, bevor sie sich mit ihrem kunstprojekt selbständig gemacht hat. ein bisschen hab ich sie darum immer beneidet.
Liebe Paleica, herzlichen Glückwunsch. Es hat mich sehr gefreut, dass du unseren Kalender gewonnen hast. Und ich bin ein wenig erstaunt über deine Antwort, nein du musst nicht neidig sein, für alles im Leben gibt es eine Zeit und dann gibt es wieder etwas anderes.
Liebe Grüße und ein schönes neues Jahr, Jana