Stockfotografie ist für mich zwar kein absolutes Neuland, aber gemessen an Profis wie Robert Kneschke, der damit seinen Lebensunterhalt verdient, ist mein Portfolio winzig klein und beinhaltet bisher keine Personenfotografie. Roberts Blog verfolge ich schon seit vielen Jahren und ich habe zuvor noch nie einen Blog gelesen, der diese Informationsfülle bietet und noch niemanden, der ganz offen sein Wissen mit seinen Lesern teilt.
Umso neugieriger war ich auf sein Buch, auf DAS Standardwerk der Stockfotografie und freue mich riesig, es rezensieren zu dürfen. Es geht dabei um die 4. Auflage, eine Aktualiserung der Auflage aus dem Jahre 2012 mit dem Titel: Stockfotografie – Geld verdienen mit eigenen Fotos. Das 568-seitige Kompendium wurde außerdem um das neue Kapitel über „Mobile Stock“, den Verkauf von Smartphone-Fotos, ergänzt.
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Wie funktioniert die Stockfotografie eigentlich?
Es gibt im Internet mehrere große Bildagenturen (shutterstock, fotolia, Dreamstime etc.), die von Fotografen mit Bildmaterial versorgt werden. Dabei handelt es sich in erster Linie weniger um Urlaubsbilder, Fotos der lieben Haustiere etc., sondern um Fotos, die von Zeitschriften, Verlagen, Medien- und Industrieunternehmen und auch von Privatpersonen gekauft werden, um sie z.B. auf ihrer Website, in Büchern, Zeitschriften, Fernsehbeiträgen etc. zu verwenden. Jedes Bild, das ein Fotograf bei einer Agentur einreicht, wird geprüft und muss bestimmten Qualitätsregeln entsprechen. Wenn das Foto begutachtet und von der Agentur in die Datenbank aufgenommen wurde, kann es von potenziellen Käufern heruntergeladen werden. Der Fotograf wird je nach seinem Ranking für den Download entlohnt. Dabei handelt es sich zu Beginn für den Verkauf eines Fotos nur um Cent-Beträge, die sich allerdings summieren, je öfter das Bild heruntergeladen wird. Ganz nach dem Motto: „Kleinvieh macht auch Mist“. ;-)
An wen wendet sich das Buch „Geld verdienen mit eigenen Fotos?
Robert wendet sich mit seinem Buch sowohl an Profi-Fotografen der Stockfotografie als auch an den ambitionierten Hobby-Fotografen. Er beschreibt, worauf man achten sollte, um stocktaugliche Fotos zu machen. Der Erfolg ist stark abhängig von der Qualität und der Art der Bilder, die in den Agenturen dann auch gefunden werden müssen (Stichwort Verschlagwortung).
Der erste Teil des Buches beschäftigt sich mit dem „Fotografieren“ und der Auswahl von Models, Nützliche Tipps und Anekdoten, Locations, Requisiten, Lichtaufbau, Bildtechnik, etc., es gibt sehr viel zu beachten, denn wer mit der Kamera gleich guten Output generiert, hat hinterher weniger Arbeit bei der Retusche.
Der zweite Teil widmet sich dem Verkauf der Fotos, also der Bildbearbeitung, der Verschlagwortung, den Details zu lohnenswerten Bildagenturen, der Dateiorganisation, etc. Das komplette Inhaltsverzeichnis kann bei Amazons „Blick ins Buch“ nachgelesen werden.
Robert geht in dieser Auflage auch auf Mobile Stockfotografie ein, z.B. auf Panoramaaufnahmen, HDR-Funktion und die Unterschiede zur Fotografie mit DSLRS. Außerdem stellt er nützlich Foto-Apps vor.
Immer beliebter werden bei Käufern auch Stockvideos. Auch diesem Thema hat Robert ein Kapitel gewidmet, das ich sehr lehrreich finde.
Will man als Stockfotograf über einen längeren Zeitraum erfolgreich sein, gehört es zwangsläufig auch dazu, sich mit Themen wie Statistik, Marketing und Professionalität zu beschäftigen. Auch die korrekte Abführung der Steuern als Selbständiger oder Nebenberufler und die Zugehörigkeit zu Berufsverbänden sind wichtige Punkte, die Robert ausführlich behandelt – absolut praxisbezogen.
Was mir besonders gefällt
Robert gibt in seinem Buch wirklich wertvolles und verwertbares Know-How weiter, das er sich in den Jahren sicher mühevoll angeeignet hat. Dieses Buch ist kein Geschwafel und kommt immer zur Sache und das in einem angenehm sachlichen Ton, als stünde man mit dem Autor auf du und du. Sehr schön zu lesen und auch zu betrachten, wofür die Farbfotos verantwortlich sind. Das Buch ist in angenehmer Schriftgröße und sehr übersichtlich in 32 Kapitel eingeteilt und enthält viele nützliche Abbildungen, Seitenrandinfos und Beispielfotos.
Obwohl Robert inzwischen in der Stockfotografie in einer komfortablen Profi-Liga spielt und sich entsprechend teures Equipment leisten kann, liefert er Tipps für den schmalen Geldbeutel und gibt auch zu bedenken, dass die Ausrüstung nicht das wichtigste in dem Geschäft ist. Man spürt beim Lesen, dass Robert genau weiß, wovon er spricht, sein Buch ist ein Wissens- und Erfahrungsschatz, den man als Fotograf nur bei einem Workshop vermittelt bekäme. Sehr hilfreich finde ich auch die zahlreiche Checklisten zur effizienten Planung von Fotoshootings.
Stockfotografie zu betreiben heißt nicht, gleich das große Geld zu machen. Zumindest die Anfangsjahre sind kräfteraubend und mit viel Schweiß und Lernen by doing verbunden. Darauf weist Robert auch oft genug hin. Er motiviert, allerdings ohne die Realität in diesem Business auch nur eine Sekunde aus den Augen zu verlieren.
Was mir weniger gefällt
Eine Rezension wäre keine Rezension, wenn man nicht auch Kritik anbringen könnte. So finde ich das zugegebenermaßen kleine Kapitel über Berufskrankheiten eher überflüssig. In meinen Augen betreffen die angesprochenen Probleme zu Rücken, Maushand etc. fast alle Bildschirmarbeitesplätze, zumindest ist mir die Thematik auch aus vielen anderen Berufsgruppen bekannt.
Was ich beim Lesen eines gedruckten Papier-Buchs immer etwas störend finde, ist die Angabe von Links. Gerade im Kapitel Einnahmen verweist Robert auf seine Einnahmenreports, die er auf seinem Blog veröffentlicht hat. Das ist zwar in Ordnung (unter der Annahme, dass sich die URL nie ändert), aber nicht sehr leserfreundlich, denn wer ein Papierbuch liest hat nicht zwingenderweise ein Online-Medium zur Hand. Für das Lesen des Buchs im PDF-Format sind die Links sicher ein Mehrwert.
Fazit
Wer ernsthaft daran interessiert ist, in die Stockfotografie einzusteigen, oder wer tiefer als bisher in die Stockfotografie einsteigen möchte, dem kann ich dieses Buch nur ans Herz legen. Hier kommt wirklich alles rund um die Stockfotografie zur Sprache. Mich hat es sehr motiviert und der Lesegenuss kam auch nicht zu kurz. Von mir kommt daher eine klare Kaufempfehlung!
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Vielen Dank für den ausführlichen Review, sowas habe ich gesucht! :)
Liebe Grüße