Als ich mir meine DSRL kaufte, raunten Sie mir von allen Seiten zu: „Du musst lernen im manuellen Modus zu fotografieren.“ Ich höre es jetzt noch. Und der Rat war gut und auch nützlich – denn warum in aller Welt kauft man sich eine DSLR, wenn man die ganzen individualisierbaren Einstellungen nicht nutzt und einfach fröhlich weiter knipst und die Kamera machen lässt? Ich biss also in den sauren Apfel und inhalierte alles, was mit Blende, Belichtungszeit und ISO zu tun hatte, bis ich es begriffen hatte. Schließlich wollte ich meine Fotografie auch im Hobby professionell betreiben. Als ich alles intus hatte (natürlich lerne ich auch heute immer noch hinzu), kam in bestimmten Situationen wieder das Bedürfnis, den Auto-Modus einzuschalten. Ich erschrak über mich selbst und verdrängte den bösen Gedanken – „ein ernsthafter Fotograf würde niemals…“
Wirklich nicht??
Wann macht der Auto-Modus wirklich Sinn?
Der ultimative beste Moment
In der Fotografie wird oft vom entscheidenden Moment geprochen, bei dem alles passt, um das Bild perfekt zu machen. Der entscheidende Augenblick ist anscheinende extrem wichtig, denn die Momente kurz davor und danach sind damit degradiert und eben nur noch zweitrangig. Und genau wer diesen Moment herbeisehnt und gut darauf vorbereitet sein will, sollte den Auto-Modus verwenden. Die meisten Fotografen lassen den Moment leider verstreichen, weil sie dann immer noch hektisch an der Blendeneinstellung herumfummeln.
Kontrolle abgeben
Die heutigen DSLRs sind technisch ausgereift, viel besser als noch vor Jahren. Auch der Auto-Modus wurde immer kontinuierlich verbessert. Die Chancen stehen also sehr gut bis exzellent, dass der Auto-Modus ein Top-Foto produziert, das genau deinen Wünschen gleichkommt bzw. dass du mit manueller Einstellung auch nicht besser hättest machen können. Gib einfach mal die Kontrolle ab und lass die Kamera machen. Die kann das nämlich. Mit einer Einschränkung: wenn die Lichtverhältnisse schlecht sind und du keinen (automatischen) Blitz im Auto-Modus möchtest, solltest du wirklich manuell einstellen.
Vom Auto-Modus lernen
Gerade bei den ersten Bildern mit einer neuen DSLR-Erstkamera kommt schnell Frustration auf, wenn die Fotos mit den manuellen Einstellungen nicht auf Anhieb gelingen. Der Auto-Modus kann dafür verwendet werden, das Foto zu machen und sich dann in den Meta-Daten die automatischen Einstellungen der Kamera anzuschauen. So bekommt der Anfänger ein besseres Gefühl, wie er seine manuellen Einstellungen gestalten könnte, damit es das nächste Mal funktioniert.
Too much – der Auto-Modus, dein bester Freund
Vielleicht kennst du die Situation, wenn du einfach mit einer Situation im Tohuwabohu total überfordert bist. Du willst den Kindergeburtstag fotografieren, die Kinder tanzen wild, Katze jagt Hund, überall Geschrei und Musik und die Torte droht gleich vom Tisch zu fallen? Dann schnell im Auto-Modus fotografieren und life goes on. Bilder im Kasten und alle sind zufrieden.
Für den Auto-Modus gilt eben einmal mehr: es ist nicht alles schwarz-weiß im Leben. Mach dich mit deiner Kamera und all ihren Einstellungen vertraut und entscheide dann spontan, welcher Modus gerade angebracht ist – ohne schlechtes Gewissen.
Dann gibst du dem Auto-Modus vielleicht ab und zu eine zweite Chance. ;-)
Wann verwendest du den Auto-Modus?
Da muss ich jetzt gestehen, dass ich nur im Automodus fotografiere, ohne Blitz, mit lichtempfindlichem Objektiv. Genau der Automodus hat mir wieder die Freude am Fotografieren zurück gegeben.
Ich hatte total aufgehört mit meiner analogen Spiegelreflexkamera, weil mich der manuelle Modus nur nervte. Mich interessiert eigentlich die Komposition einzufangen. Klar, mit perfekter Einstellung könnte daraus ein noch besseres Foto werden und es ist ein bisschen stümperhaft, wie ich vorgeh. Doch gehts mir gar nicht so sehr um „das perfekte Foto“. Mehr darum, zu verstehen, wie und was ich sehe. Ich fotografiere oft ohne auf das Display zu schauen, folge einfach meinem Blick. Seit ich meine kleine leichte Systemkamera habe, steht auch nimmer so ein Riesenteil zwischen mir und dem Motiv. Ich geniesse die Freiheit ohne viel Gewicht und Gedanken an manuelle Einstellungen Bilder zu machen.
Danke für deine Anregungen, liebe Nora. Ich lese immer gerne hier, auch wenn ich ist keinen Kommentar schreibe…Uschi
Liebe Uschi, danke für deinen ausführlichen Kommentar, freut mich sehr, dass du mitliest und etwas für dich dabei ist.
Super auch, dass du dich als Auto-Modus-Benutzer „outest“. Du hast völlig recht, letztendlich kommt es nur darauf an, was man mit seinem Foto bezweckt und manchmal reichen die Mittel einer Systemkamera völlig aus und sind bequem.
Liebe Grüße
Nora
Noch jemand der ausschliesslich im Auto-Modus fotografiert :-) Selbst den Mond hole ich damit vom Himmel :-) Habe keine Spiegelreflex nur eine Kompakte (Canon Powershot) das andere ganze drumherum wäre mir zuviel. Manuelle Einstellungen, Blendenaufsätze wechseln usw. Ich bin zufrieden. Ich musste ein wenig schmunzeln, bei diesem so toll geschriebenen Bericht. Im Geiste sehe ich gerade die Torte vom Tisch fallen, klasse geschrieben. So ist das wahre Leben :-))))))
Lieben Gruß !
Liebe Monika, danke für deinen Kommentar. Ich fotografiere zwar nicht NUR im Auto-Modus, möchte aber darauf aufmerksam machen, dass es sich durchaus lohnen kann. Deine Seiten und Tierbilder gefallen mir super, besonders „Flauschi“ hat’s mir angetan. Da warst du ja hübsch nah dran! ;-)
Liebe Grüße
Nora
Ich finde diesen Bericht sehr gut, da ich mir vor kurzem eine DIGITAL-KAMERA gekauft habe, und auch dauernd die Meldungen, das der AUTOFOKUS das schlechteste wäre was es gibt, zu Hören bekam.
Ich finde man sollte sehr wohl diesen Modus nutzen, nicht immer, aber mit Mas und Ziel, denn man kann wie im Bericht sehr schön Beschrieben, auch davon Lernen.
Ich Persönlich hatte am Anfang auch das Gefühl überfordert zu werden, denn man liest dauernd nur negatives über den „Auto“ Modus, bis ich diesen Bericht zu Lesen bekam.
Danke für den Bericht und den Zuspruch es auch mal Automatisch ablaufen zu lassen.
Gruß von einem FOTO-NEULING!
Lieber Helmut,
danke für dein positives Feedback zum Artikel. Lass dich nicht entmutigen – und probiere ruhig auch mal den Autofokus deiner Kamera aus.
Mann kann ja auch mit einem Programm wie z.B. IrfanView die automatischen Einstellungen der Kamera bei den Bildern auslesen. Und diese kann man dann wiederum das nächste Mal bei einem ähnlichen Motiv für den manuellen Betrieb nutzen.
LG Nora