Auf Birgits Blog bin ich irgendwann letzten Winter gestoßen und war gleich hellauf begeistert. Sie hat meiner Ansicht nach eine ganz eigene Bildsprache entwickelt, die manchmal eng mit der Malerei verwandt ist. Ich wurde sofort neugierig welche Technik sie sowohl bei der Fotografie als auch bei der Nachbearbeitung anwendet und so lag es nahe, sie um ein Interview zu bitten. Jetzt seid ihr sicher genauso gespannt wie ich, was uns Birgit von ihrer Arbeit zu erzählen hat….
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Liebe Birgit, kannst du dich kurz vorstellen und uns erzählen, wie du zur Fotografie kamst?
Sehr gerne, Nora, vielen Dank für deine Anfrage zu diesem Interview. Ich freue mich sehr darüber und bin auch ein bisschen überrascht, zumal ich meinen Blog erst seit letztem Jahr habe. Für alle, die mich und meinen Blog nicht kennen, ich heiße Birgit Franik, meine Liebe zur Fotografie hat mit einem Geschenk – einer DSLR 2010 begonnen. Bis dahin habe ich mit einer Kompakten nur die normale Familiendokumentation festgehalten.
Wie gehst du ans Fotografieren heran? Planst du deine Fotos oder gehst du in die Natur und lässt dich überraschen?
Beides – Natur plane ich gar nicht – wohin es geht schon. Vor Ort muss man sehen was geht und was sich einem anbietet. Viel Licht, wenig Licht, Lichtstrahlen, Nebel oder auch im Regen, es finden sich überall tolle Motive – selbst auf einer Verkehrsinsel ;-) Für die Nachtfotografie, die eher im Herbst/Winter stattfindet, muss man schon gezielter planen, da mag ich auch nicht alleine losziehen.
Viele deiner Fotos wirken wie richtige Gemälde. Mit welchen Tools und welcher Technik bearbeitest du deine Fotografien und wie findest du die Ideen für die Bildbearbeitung?
Ich habe lange mit einem normalen Makroobjektiv fotografiert. Die Bilder wirkten mir aber irgendwann zu glattgebügelt, zu steril. Es fehlte einfach etwas…
Über das alte Meyer Görlitz Trioplan 100mm kam ich zu den alten Linsen, einige von diesen haben charmante Fehler wie z.B. Randunschärfe, Weichheit, je nach Lichtsituation spezielle Formen und Ausprägungen der Lichtkreise. Die alten Linsen sind meist lichtstark und haben oft auch ein charakteristisches Bokeh. Natürlich muss man da genau hinschauen, denn alt allein reicht nicht aus, auch bei den alten Linsen gibt es große Unterschiede. Dieser persönliche Charme der einzelnen Linsen macht sie für mich zu den wirklich tollen „Makroobjektiven“. Neben den alten Linsen liebe ich auch die Volna-Squeezerlens – eine Linse, die aus einem alten Mittelformatobjektiv an einem Balgen zu etwas ganz Besonderem wird, weil man die Schärfenebene verlagern kann, was schöne Effekte erzeugt. Und dann bin ich auch Mama! eines Lensbabys. Für die Makrofotografie absolut genial, weil es diesen Sweetspot hat und man damit wirklich fotografisch „malen“ kann. Für die meisten der genannten Objektive braucht es Zwischenringe und/oder einen 1,4-fach Konverter um die fehlende Nahdistanz wettzumachen.
Ganz viele meiner Fotos werden nur in Lightroom entwickelt. Bei meinem Projekt „Unplugged“ – ein persönliches Projekt – bei dem ich wöchentlich ein Foto in meinem Blog zeige, das mit einer alten Linse gemacht wurde. Dabei lege ich Wert darauf, dass die Bilder NUR in LR entwickelt werden, damit der Charme der alten Linsen auch zur Geltung kommt und nicht mit irgendwelchen Tools „übertüncht“ wird.
Natürlich nutze ich auch Filter wie die NikCollection und Topaz oder auch Texturen in Verbindung mit Photoshop, aber das passiert alles intuitiv. Ich nenne es mal „kreative Bildbearbeitung“. Neben der Fotografie ist das schon fast ein zweites Hobby. Manchmal habe ich beim Fotografieren schon eine Idee, was ich in der Bearbeitung umsetzen/ausprobieren möchte, manchmal entwickelt es sich erst am PC.
Welche selbst gemachten Fotoaufnahmen sind deine Lieblingsbilder? Verbirgt sich dahinter eine Geschichte?
Meine Tochter und unsere Hündin. Ich war auf „Schmetterlingsjagd“ als ich diese Bild aus dem Augenwinkel sah. Wie schön, dass ich diesen Moment mitnehmen durfte.
Mein erster Besuch an diesem tollen Ort und auch bei einem ganz lieben Fotofreund in Hamburg.
Diese Buschwindröschen „tanzten“ eines Tages vor mir im Wald. Ich hatte gleich ♫ When I need you ♫ im Ohr.
Dänemark – der Norden – die raue Landschaft, das Licht, das Meer, die Natur, die Ruhe – das ist Urlaub!
Welche Foto-Ausrüstung verwendest du für deine Aufnahmen am liebsten?
Ich habe eine Canon Vollformatkamera, die so schön in der Hand liegt und groß genug ist, dass ich nicht immer unbeabsichtigt auf irgendwelche Knöpfchen drücke. Für Makros nutze ich meist die alten Linsen, Volna-Squeezerlens oder halt das Lensbaby. Für „die normalen“ Bilder oder die Nachtfotografie kommen die Standard-Objektive zum Einsatz. Es kommt ja gar nicht so sehr auf die Technik an. Viel wichtiger finde ich, dass du mit der Kamera haptisch, von der Menüführung und vom Gefühl her klar kommst, nichts ist schlimmer, als wenn dich ständig irgendwas stört. Die Kamera ist letztendlich nur das Werkzeug, das Foto entsteht dahinter.
Was würdest du gerne an deiner Fotografie verändern?
Noch besser werden, noch mehr lernen, dadurch wird sich etwas verändern. Fotografie geht nur mit Liebe und Zeit und letztere darf es haben, denn für mich ist es ein Hobby und das soll in erster Linie Spaß machen.
Welcher Fotograf oder Künstler inspiriert dich?
Das ist jetzt aber schwer – weil ich mich von so vielen Künstlern begeistern lassen kann. Da wären Karl Blossfeldt und die künstlerischen Strukturen der Pflanzen, ebenso wie die malerisch, verträumten Bilder von Sandra Bartocha. Auf 500px schaue ich gerne die Architekturaufnahmen von Julia Anna Gospodarou und Joel (Julius) Tjintjelaar. Die Landschaftsfotos von Lars van de Goor, die malerischen Fotos von Henry von Huch, die surrealen Fotos von Andrea Schwelle, genauso wie die Makros von Magda Wasiczek, Jacky Parker, Mandy Disher oder Andrea Gulickx gefallen mir sehr.
Welche Internet-Portale im Bereich Fotografie nutzt oder besuchst du häufig?
500px nutze ich, aber ich schaue auch gerne bei 1x.com, ins fotoforum oder auch in Naturforen, wie dem Macroforum oder dem Naturfotografen-Forum um mir Bilder anzusehen. Für Infos und Technik auch gerne bei Docma oder Videos bei Youtube.
Auf welche fotografischen Herausforderungen freust du dich in Zukunft?
Zum Fotografieren würde ich gerne mal nach Irland, San Francisco und Vietnam reisen – ich träume von tollen Motiven, die ich mit der Kamera einfangen könnte. Eine andere Idee, die ich momentan in meinem Kopf habe und vielleicht schon bald umsetzen werde, ist es, mein Wissen und meine Fähigkeiten an andere weiterzugeben. Mir schweben da Tutorials oder Workshops vor – ich werde häufig angesprochen, daher möchte ich ganz offiziell für Bildbearbeitung und Fragen rund ums Fotografieren zur Verfügung stehen und meine Leidenschaft teilen. Ich bin selbst ganz gespannt.
Liebe Birgit, vielen Dank für das ausführliche Interview! Schön, dass du so frei aus dem Nähkästchen geplaudert hast. Ich wünsche dir für deine Vorhaben und Pläne viel Erfolg!
Ich bin übrigens immer wieder auf der Suche nach interessanten Interviewpartnern aus dem Bereich Fotografie. Wer auch einmal von mir interviewt werden möchte, kann mir gerne mailen oder sich im Kommentar melden.
Folgende Interviews sind auf foto-paletti.de schon erschienen:
Interview mit der lichtbildwerkerin Conny Hilker
Interview mit Jana Mänz und Beatrix Rautenberg
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