Interview mit Conny Hilker alias lichtbildwerkerin

Ich stelle auf meinem Blog immer wieder mal Fotografen (m/w) vor, die ich interessant finde (und ihr hoffentlich auch). Das können sowohl Hobbyfotografen sein als auch Profis. Bei der Bilderflut, die uns täglich umgibt, finde ich es besonders wichtig, auch die „Bild-Macher“ vorzustellen. Es ist immer spannend zu erfahren, was sie umtreibt, wie sie zur Fotografie kamen und andere Details aus ihrer Vita.

Ich bin übrigens immer wieder auf der Suche nach interessanten Interviewpartnern aus dem Bereich Fotografie. Wer auch einmal von mir interviewt werden möchte, kann mir gerne mailen oder sich im Kommentar melden.

Heute möchte ich euch mit der Hamburger Fotografin Conny Hilker bekannt machen, die viele von euch vielleicht als „lichtbildwerkerin“ kennen. Ich verfolge ihren Blog schon seit einiger Zeit und freue mich ganz besonders, dass sie uns heute Einblicke in ihre Arbeit gewährt. Vor kurzem beantwortete sie mir im Interview die folgenden Fragen:

Conny Hilker

Conny Hilker, © www.pixelicht.de

WEBSEITE: lichtbildwerkerin
500PX: lichtbildwerkerin
FACEBOOK: lichtbildwerkerin
BLOG: lichtbildwerkerin

Wie bist du eigentlich zur Fotografie gekommen?

Das hatte ganz pragmatische Gründe. Wir lebten damals für 2 Jahre in Hongkong und ich wollte die vielen Eindrücke festhalten. Was lag da näher, als sich eine „richtige“ Kamera zu kaufen und es zu tun? Ich merkte aber schnell, dass mir die Fotografie sehr viel mehr bedeutet, dass ich mich darüber auch ausdrücken kann und begann, tiefer einzusteigen. Die Welt der Fotografie mit all ihren Facetten übt eine starke Faszination auf mich aus und ist heute aus meinem Leben nicht mehr wegzudenken. Wenn ich schaue, sehe ich Bilder, meine Lieblingsbücher sind Bildbände, meine Ausflugsziele Galerien, meine Helden und Heldinnen sehen die Welt, wie ich, durch den Sucher.

Ist die Fotografie zu deinem Haupterwerb geworden bzw. was machst du sonst noch so bzw. hast du früher gemacht, um dir deine Brötchen zu verdienen?

Ursprünglich komme ich aus dem sozialen Bereich und habe Sozialpädagogik studiert. Nun bin ich als Fotografin tätig und die Brötchen, die ich verdiene, ja, die verdiene ich auch damit.

Wo siehst du deine größte Stärke?

Meine größte Stärke im Shooting ist ganz sicher meine Empathie. Ich kann mich sehr gut in die Menschen einfühlen, die vor meiner Kamera stehen. Ich habe nicht nur einmal gehört, dass der- oder diejenige sich auf Fotos noch nie leiden mochte und ich es geschafft hätte, dass sie das Bild von sich mögen. Eine von mir portraitierte Frau schrieb mir:“ Es ist, als hättest du mitten in meine Seele geblickt.“ Ein schönes Bild.

Was ist deine größte Schwäche?

Meine hohen Ansprüche an mich selbst. Ich muss mich oft daran erinnern, dass man die Latte nicht immer so hoch hängen muss.

Welcher Fotograf oder Künstler inspiriert dich?

Das wechselt oft. Aber im Grunde sind es Fotografen, die wunderbare Charakter-Portraits fotografieren, wie z. B. Jim Rakete, Vanfleteren, Anton Corbijn und viele andere Meister. Ich mag den Humor von Erwitt, die Vielfalt von Watson, die Farben McCurrys, die erzählerische Gabe Salgados, den Blick von Jessica Backhaus, die Kunst Saul Leiters, die Hingabe Jimmy Nelsons. Es gibt so viele wirklich gute Fotografinnen und Fotografen.

Aktuell inspiriert mich Phillip Toledano  dessen Ausstellung ich im Haus der Photographie gesehen habe. Ein Künstler, der sich intensiv mit seinen Themen auseinandersetzt und ausdrucksstarke, zum Teil sehr persönliche Werke zeigt.

Grundsätzlich gefallen mir Künstler, die ihre Arbeiten nicht auf ihre technische Perfektion beschränken.

Was ist deine Lieblings-Foto-Ausrüstung?

Meine aktuelle Lieblingskombi ist die D750 mit dem Sigma Art 50mm 1.4. Aber auch meine „Immer-dabei“ möchte ich hier erwähnen. Die kleine Fuji X100s ist mir sehr ans Herz gewachsen, man muss allerdings mit ein paar Schwächen leben, wie dem recht trägen AF. Aber ihr würde ich direkt eine Liebeserklärung aussprechen.

Auf welche fotografischen Herausforderungen freust du dich?

Immer auf die Nächste ;-).

Auf welche Arbeiten bist Du besonders stolz?

Im Portrait-Bereich ist es ANJA I. Ich mag dieses Foto sehr.

Porträt von Fotografin Conny Hilker

Anja I.

Von meinen „Street“-Fotos ist es ein Bild, welches in damals in Hongkong aufgenommen habe, es heißt NOVEMBER RAIN und spiegelt meinem Empfinden nach perfekt die Stimmung dieser Stadt. Es hängt auf Aludibond hier an der Wand und wenn ich davor stehe, kann ich Hongkong spüren und riechen.

November Rain

November Rain

Und dann ist da noch das Bild DEICHTORHALLEN  welches den Hamburger Deichtorhallen so gut gefallen hat, dass sie es jetzt schon seit Jahren für ihre Web-Präsenz und in anderen Medien nutzen, so gibt es z. B. einen Flyer mit diesem Bild und während der Renovierung der Halle für aktuelle Kunst wurde es riesengroß auf eine Bauplane gedruckt. Das macht schon stolz. Ich meine, hey, es ist das Haus für Photographie ;-)

Deichtorhallen

Deichtorhallen

Besonders liegt mir meine Serie AFTER THE DARKNESS THERE WILL BE LIGHT am Herzen, in der ich mich mit dem Thema Trauer auseinandersetze.

Welche Aufträge lehnst du ab bzw. wo fühlst du dich in der Fotografie nicht so zu Hause?

Sportfotografie würde ich sofort ablehnen. Da ich mich nicht für Sport interessiere, würde ich wohl die wichtigen Momente verpassen.

Welche Internet-Portale im Bereich Fotografie nutzt oder besuchst du häufig?

Das habe ich stark reduziert, weil ich mich lieber auf wenige konzentriere. Präsent und mehr oder weniger aktiv bin ich auf 500px weil mir das Layout, Konzept und die App gefallen. Ausserdem empfinde ich das „Geklüngel“ nicht so stark wie auf anderen Plattformen. Wenn du ein gutes Foto einstellst, hast es auch gute Chancen, gesehen zu werden, so ist jedenfalls meine Erfahrung. Ansonsten beschränke ich meine Internetpräsenz im Wesentlichen auf meinen Blog, meine Homepage und meine Facebook-Seite, aber das kann sich auch wieder ändern.

Zu den Seiten, die regelmäßig besuche, gehören neben FotoTV, diverse große und kleinere Blogs rund um Thema Fotografie, Kunst und Foto-Technik.

Was rätst du anderen angehenden Auftragsfotografen?

Allen Fotografen, ob sie nun für Kunden tätig werden möchten oder es bei einem Hobby belassen, würde ich raten, zunächst den Großteil der Investitionen nicht ins Equipment zu stecken, sondern in die Skills, also die eigenen Fähigkeiten. Den Blick zu schulen und zu lernen, wie man seine Ideen (oder später die der Kunden) umsetzen kann, das ist das wirklich Wichtige in der Fotografie. Wenn du das kannst, ist noch Zeit genug, das Equipment aufzustocken und dann weißt du auch, was du wirklich brauchst und zur Not kann man sich die Sachen auch leihen, das Know How nicht.

Liebe Conny, vielen Dank für das Interview, das sowohl fototechnisch sehr aufschlussreich ist als auch einen sehr persönlichen Eindruck von dir und deiner Arbeit vermittelt!

(4) Kommentare Schreibe einen Kommentar

  1. Ich mag Connys Sachen schon lange. Für mich sticht „November Rain“ aber durchaus hervor. Das mit den Deichtorhallen ist natürlich klasse!

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