Als ich mein erstes Stativ kaufte, kaufte ich es, weil man mir sagte, dass ich so etwas brauchen würde. Trotzdem oder vielleicht gerade deshalb blieb es mehrere Monate unbenutzt. Ich trage außer der Kamera und noch einem Zusatzobjektiv nicht so gerne Zusatzausrüstung mit mir herum, und so hatte ich einfach eine Abneigung dagegen, das Stativ bei mir zu haben. Außerdem bin ich schon immer eher der Spontan-Fotograf und mag es weniger, ein kompliziertes Set aufbauen zu müssen. Die vielen Gewinde und Schraubverschlüsse haben mich am Anfang ziemlich erschreckt und es schien endlos lange zu dauern, bis man alles eingerichtet hat….
Meine Meinung habe ich recht schnell geändert als ich von einem Fotoausflug nach Hause kam – mit einer recht mickrigen Fotoausbeute. Die Motive, die ich gewählt hatte, waren sehr ansprechend und ich hatte mich schon gefreut, daraus etwas Tolles entstehen zu lassen, aber sie waren fast alle unscharf, wenn man genau hinschaute. Jetzt habe ich fast immer mein Stativ dabei, vor allem, wenn die Lichtverhältnisse nicht die besten sind. Denn die Vorteile wiegen meiner Meinung nach den Nachteil des Tragens bei weitem auf.
1 Slow down – Meine Stativ-Zeremonie
Auch wenn ich noch immer gerne Fotos aus der Hüfte schieße – ich habe gelernt (vor allem bei Fotos, die keinen Zeitdruck verlangen) mir die Zeit zu nehmen, über den richtigen Winkel, den richtigen Rahmen und über den günstigsten Standort nachzudenken. All diese sorgfältigen Abwägungen helfen mir dabei, zur Ruhe zu kommen und die Komposition des Bildes in den Vordergrund zu rücken. Das Aufbauen des Stativs unterstützt mich, meine Gedanken zu ordnen, kreativ zu sein und zu experimentieren – es ist wie eine Art Meditation oder Vorbereitungszeremonie.
2 Das Stativ als Lastenträger
Wer ein schweres Kameragehäuse hat und noch dazu ein langes Objektiv, kann bei einer längeren freihändigen Fotosession schon ins Schwitzen geraten. Es ist nämlich durchaus anstrengend, diese Kombination lange zu halten und zu tragen. Ein Stativ nimmt dir das Gewicht ab, so dass man sich viel besser auf das Fotografieren an sich konzentrieren kann ohne zu ermüden. Außerdem finde ich es bei Food- oder Makro-Kompositionen sehr praktisch, dass die Kamera auf dem Stativ auf mich wartet, während ich das Set beliebig oft verändern und variieren kann. Das Stativ sorgt hier für die nötige Bewegungsfreiheit.
3 Als Videofilmer unterwegs
Ich bin selbst bisher noch kein Videofilmer, habe es aber immerhin schon versucht und kann dir versichern, dass es nichts Schlimmeres gibt, als einen romantischen Sonnenuntergang mit vorbeifliegenden Vögeln oder eine majestätisch vorbeifahrende Pferdekutsche zu verwackeln. Als Amateur-Videofilmer ist ein Stativ ein absolutes Muss, von Profis will ich gar nicht erst sprechen.
4 Fotos mit Selbstauslöser
Bei mir kam das Stativ schon einige Male bei Selbstporträts mit drahtlosem Fernauslöser zum Einsatz. Es ginge zwar auch ohne, aber es ist einfach ungemein bequem, die Kamera auf dem Stativ zu fixieren, während man selbst vor der Linse herumturnt. Damit ist wenigstens schon einmal die Stabilität gewährleistet und das Verwackeln auf ein Minimum reduziert, damit ist schon viel gewonnen (es sei denn man stolpert über die Stativbeine, weil man hektisch seinen Platz einnehmen will etc. ;-)
5 Ganz nah dran
Wenn es darum geht, eine Makroaufnahme mit sehr begrenzter Tiefenschärfe zu machen, ist es ohne Stativ ziemlich schwierig sich auf den richtigen Punkt zu konzentrieren. Noch schwieriger ist es, freihändig eine ruhige Hand zu haben. Manchmal genügt ein simpler Atemzug, um gnadenlos zu verwackeln.
6 Schwaches Licht
Du kannst noch so eine gute Kamera bzw. gutes Objektiv haben, bei schwachem Licht kommen sie an ihre Grenzen. Um den schwachen Lichtverhältnissen entgegenzuwirken, muss die Kamera den Verschluss länger offen halten. Wie du bestimmt schon selbst gemerkt hast, ist es nahezu unmöglich, deine Kamera für mehr als eine Sekunde ruhig in den Händen zu halten.
7 Das Stativ für Spezialeffekte
Ich bin nicht der Spezialist für Spezialeffekte wie Fokus-Stacking, HDR oder Exposure Blending. Aber was sie gemeinsam haben ist die Tatsache, dass mehrere Bilder aufgenommen werden während die Kamera vollkommen ruhig bleibt oder sich nur in minimalen Schritten bewegt. Später werden die Bilder dann über Nachbearbeitung zu einem einzigen Bild zusammengesetzt. Damit beispielsweise der Horizont immer an der gleichen Stelle ist (was das nachträgliche Zusammensetzen vereinfacht), muss ein Stativ verwendet werden. Das gilt übrigens auch gerade für Panoramafotografie.
8 Langzeitbelichtungen
Du kennst die schönen, vollkommene Ruhe verbreitenden Fotos, auf denen sich Wasserfälle in weiche Schleier verwandeln und die bewegte Meeresoberfläche vollkommen still vor dir liegt. Dieser Smooth-Effekt kommt durch lange Blendenöffnungen von vielen Sekunden bis mehreren Minuten zustande (z.T. mit Filtern, was aber wieder ein anderes Thema ist) erfordern Expositionen, die viel länger als üblich sind. Ohne Stativ bist du hier auf verlorenem Posten.
Fazit
Ein Stativ mitzunehmen, erfordert eine gewisse Anstrengung, es bedeutet zusätzliches Gewicht und kann auch manchmal nerven. Ich persönlich habe aber leider zu oft erfahren, dass ein Stativ für meine Fotos von unschätzbarem Wert ist und ich mit ihm fast kontemplativ umgehe. Wer sich für eine Kompromisslösung (stabil, kompakt und trotzdem extrem leicht) interessiert, dem kann ich ein Reisestativ ans Herz legen. Die meisten qualitativ guten Reisestative sind auch für schwere Objektive geeignet und deutlich leichter als „normale“ Stative. Vielleicht ist das Manfrotto Befree Reisestativ etwas für dich?
bin auch kein Fan, von Stativen…..
Doch seit ich, letztes Jahr die Aurora Borealis fotografiert hab.
Und jetzt Langzeit Belichtungen und Makro mache. Hab ich immer ein’s im Auto.
Und wegen dem fest Schrauben, versuch es doch mal, mit einer Schnellwechselplatte.
Oder alternativ L-Winkeln, damit ist man sehr flexibel. Damit kann man im Hoch-
auch als auch im Querformat fotografien….
Ja, werde ich wohl tun. Danke für den Tipp!